Zehnte Ehrendoktorwürde für Johan Galtung – Universität Madrid
Begründer der Friedensforschung Prof. Johan Galtung erhält, von der Universität Complutense in Madrid, den Doktor honoris causa.
Zur Inauguration Johan Galtungs – Doktor honoris causa
Kommentar der Professorin für Journalismus -Eva Aladro Vico- an der Universität Complutense Madrid
Gestern konnte ich der Rede des Soziologen Johan Galtung, zu Ehren seines Doktor Honoris causa an der Universität Complutense Madrid, beiwohnen. Während der Inauguration, in der Regel sehr pompös, rechnete man nicht damit, dass ein Professor wie Johan Galtung, zur einfachsten Sprache der Welt greift, um sein Wissen weiterzugeben.
Galtung erklärte mit zwei einfachen Geschichten, wie es möglich sei, Frieden zu erreichen, wenn die Umstände, wie auch die Traumata bekannt sind. In seinem Diskurs existieren Konflikte nicht aufgrund von unterschiedlichen Interessen, sondern im Gegenteil, aufgrund der Identität des Interesses, wie auch des Kontextes. Sehr oft stellt die Lösung das Zufriedenstellen der Interessen dar, welche die grundlegenden Bedingungen erkennt, um so auf eine sehr einfache Art und Weise zum Frieden zu gelangen. Auf diesem Weg stellte er auch eine Art vor, den Terrorismus zu beenden: die Vergebung. Er erzählte wie Italien -ein Land das dem islamistischen Terrorismus derzeit nicht ausgesetzt ist- das arabische Volk jahrelang für die von ihnen begangenen Verbrechen um Vergebung gebeten hatte.
Für Galtung würde der Terrorismus gegenüber dem Westen ein Ende haben, wenn sich dieser für den Schaden den er in den Ländern des Mittleren Ostens angerichtet hatte, entschuldigen würde. Für ihn ist es nicht die materielle Restitution die im Vordergrund des Terrorismus steht, sondern vielmehr eine affektive Restitution. Er müsse sich ehrlich für die immensen Schäden des Landes, der Bevölkerung, wie auch des kulturellen Erbes entschuldigen. Einige Länder, wie die USA, müssen sich weitaus mehr anstrengen. Seit 1945 hat diese mehr als 30 Millionen Tote auf dem Gewissen.
Der reine Weg des Friedens geht nicht über theoretische Bagatellen, sondern über die Anerkennung der eigenen Taten und die Vergebung. Kein materielles Interesse kommt an den tiefgründigen Blick des Herzens heran.
Galtung äußerte diesen erstaunlichen Gehalt ohne Notizen, frei, erfüllt von Witz und einem Spanisch der Wikinger, wie er selbst es nannte. Für mich war nicht nur die Art und Weise, wie er sein Wissen verbreitete, sondern auch wie er es herüberbrachte, authentisch. Kurz, ohne viel Gezeter.
Galtung zeigt uns,dass die Gnade, die Kunst, die wahre Weisheit dieser Welt unendlich einfach und unkompliziert ist. Wenn wir ein von Menschen begangenes Wunder sehen, so ist die Perfektion nichts Persönliches, auch ist es kein Anfall des Geistes eines Genies. Es ist vielmehr eine echte Verbindung bzw. Kommunikation mit den Energien welche die Geschehnisse in der Welt generieren. Diese Energie ist die Weisheit, die Kunst, die Schönheit. Sie ist zu allem fähig.
Wir sind nicht nur wir selbst, wenn wir glauben. Wir sind verbunden. An einen Rhythmus gebunden, welcher uns wie ein Spiegel sagt, wer wir sind und was wir machen müssen. Als würde er uns von innen programmieren.
Wenn wir den Anweisungen in einem kreativen Prozess sorgfältig folgen, werden wir keine Zweifel an dem haben, was wir tun und wie wir es tun. Von dieser Kapazität geführt, extrahieren wir die Quellen des Wissens, der Schönheit und der Wahrheit. Und oft hat dann das was wir machen müssen nichts mehr mit dem Ich zutun, das man meint zu sein.
Eine Folge dieser kreativen Gewinnung von etwas das wir nicht sind, ist die völlige Missachtung der Etiketten des Ichs, die das soziale Leben dominieren. Wie die in Konflikt stehenden Interessen, sind diese keine Ursache, sondern Symptome. Das Ich, die Autorität, die Anklagen oder aber die Belohnungen sind stagnierende Dummheiten und tot. Sie sind kompletter Unsinn, denn wie bereits erwähnt, wenn wir leben und glauben, sind wir nicht nur wir selbst. Wir sind mehr, wir befinden uns in einem Prozess. Etwas das noch nicht bekannt ist, das nicht in einem Namen festgehalten werden kann.
Jeder Versuch über Anerkennungen und Ehrungen zu steigen, spricht deutlich von einer Desorientierung der Person, welche daran glaubt, gegen eine Welt mit ihren eigenen Interessen kämpfen zu können.
Und wenn wir jemanden sehen, der der Musik, der Kunst oder der Schrift lauscht, wie auch den humanen Worten, der Erde, den kreativen Quellen der Welt und wir ihr zuhören, dann ist es nicht nur die Person selbst die spricht. Es ist immer etwas simpleres, weniger gebieterisches, weniger repräsentatives, als ein Individuum. Es ist die pure, einfache, bescheidene Wahrheit.[1]
[1] Quelle: Blogeintrag: «no del todo yo» http://haceralgoconlasmanos.blogspot.de/